Wer mehr arbeitet als spielt

APRIL 21, 2016 / ARTABANAWIEN

… nimmt das Leben nicht ernst genug! 

Diese hawaiianische Weisheit schenkte uns Petra nach einer spielerischen Vorstellungsrunde.

Reihum hatte jede(r) TeilnehmerIn seinen/ ihren Schlüsselbund beschrieben und damit auf subtile Art auch Einblick in seine/ihre Persönlichkeit gewährt … 
Marion hatte danach einen Impuls, sich spontan zu bewegen …

Einige stimmten mit ein, andere empfanden eine Hemmung, manchmal waren Lust und Scheu gleichzeitig präsent. Auch damit konnten wir in diesem „bewegten Raum“ spielen… uns auf diese Empfindungen einlassen. Ich bemerkte einen Widerstand in mir gegenüber dem Spielen. Als Kind wurde mit mir sehr wenig gespielt.

Und ich freute mich, dieses Wiegen in mir zuzulassen. Hände und Arme schwangen sanft und nun erhob ich mich, um vollständig in das Körper Sein einzutauchen. Folgte meinem Impuls, in Kontakt mit den anderen zu treten, beob.achtete Gedanken und Gefühle, die dabei auftraten…

Eine Figur im Raum schien in besonderer Weise meinen Vater darzustellen, in ihrer Nähe hatte ich die meiste Angst vor meinem spielerischen Selbstausdruck… mein Atem ging schwer… und ich blieb bei mir und ich blieb im Schwingen… bis es gut war und ich weiterwandern konnte.

Ich wollte mit der nächsten Person Nähe erleben… eine Nähe, die ihr scheinbar nicht sehr angenehm war… oder doch? Es wurde ein Tanz aus Nähe und Distanz und dabei erlebte ich mich als diejenige, die der anderen zu folgen hatte…

Die dritte Person im Raum saß regungslos und wollte scheinbar alleine und in Ruhe gelassen werden. Ich traute mich kaum, sie anzusehen, wollte nicht angeschrien und der Störung angeklagt werden. Doch ich hatte mir eine innere Erlaubnis gegeben, solche Hemmungen respektvoll zu mißachten und mein Impuls ließ sich nicht unterdrücken – viel zu weich waren inzwischen schon meine Bewegungen und das Klingen, das sich im Raum ausbreitete. Wir hatten den Sack mit Instrumenten entdeckt… Es wurde ein weicher, fröhlich- liebevoller Blick, den ich auf diese Person richten konnte…

Das rhytmische Schlagen der Rassel an meinem Körper wurde plötzlich heftig und wandelte sich zum Schlagen meines Körpers … Wut stieg auf und durfte sich manifestieren … die Couch mit ihren weichen Pölstern war zur Stelle…

Die Wut war draußen, in mein schweres Atmen drang allmählich das Summen einer anderen Person… wie liebevoll und zärtlich fühlte ich mich dadurch berührt!

So traute ich mich, in Berührung mit dieser Person zu gehen, legte meinen Kopf in ihren Schoß und summte mit… bis mich ein Punkt an der Zimmerdecke faszinierte und ich mich erhob, ich wieder weiterwandern konnte …

Wir tanzten und summten und ein Kichern kam hinzu… ein Lachen… ich hatte die Mauer der inneren Isolation gesprengt, fühlte mich wohlig in der Gemeinschaft integriert, mit meinem So-Sein… kullerte am Boden und schenkte auch dem Wahn-Witz Raum… probierte einen Kopfstand, „Positionswechsel“!

Unglaublich, wie effizient doch das „Blödeln“ sein kann! Mit „Ishi Ni San Shi Go“ und Fantasiegeplapper von Franz waren die Lacher im Raum nicht mehr aufzuhalten.

Es war ein herzliches, befreiendes und reinigendes Lachen.  Wir lachten miteinander. Es fairband uns im Außen wie auch im Inneren Herz, Körper und Seele. Wir saßen danach in Stille, ich empfand Frieden in mir und schließlich brachten wir singend und betend unseren Dank zum Ausdruck.

Nach einem gemeinsamen Essen kommt es zu einer Feedback Runde:

Wilma berichtete, daß es ihr sehr gut getan hatte, still sitzen bleiben zu können, während andere „einen Zirkus aufführen“ und Emotionen entladen (besonders die Wut). Sie fühlte, daß dies auch ihre Emotionen waren und ein „Zirkus“, der sich oft genug in ihrem Inneren abspielt. So konnte sie sich als Beobachterin erleben anstatt, wie sonst, als Akteurin.

Franz brachte Wertschätzung zum Ausdruck für Marions authentischen Gefühlsausdruck, er hatte sich davon ermutigt gefühlt, in seinen eigenen Ausdruck zu gehen und fühlte nun eine feine, liebevolle Schwingung. Für Marion wiederum war dieses feedback wertvoll, da sie in sich Buh-Rufe gehört hatte. Somit erkannte sie die Diskrepanz zwischen ihrer Eigen- und Fremdwahrnehmung.

Karin beschreibt ihre Erfahrung am nächsten Tag in einem Schreiben:

„Diese Wahrnehmung von Würde hatte ich, während ich mich in der Stille bewegte: Ich sah jeden einzelnen in unserem Kreis und spürte ganz deutlich, dass jeder seine Themen und seinen ganz eigenen Schmerz trägt, und das verleiht jedem seine Würde. Seinen Schmerz anzunehmen und nicht durch irgendwelche Ablenkungen oder Ausweichmanöver zu übergehen, das verleiht Würde.“

Wunderbare Leere im Kopf, wenn Fülle im Herzen ist.
Selbstliebe – tief im Herzen, im Körper… gleichzeitig in mir und mit Euch.

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