Liebeserlebnis mit einer Mosquito

In meiner Kindheit waren sie meine Erzfeinde. Sie waren der Grund, warum ich meinte, nie in Indien leben zu können, sie waren der Grund, warum ich vor dem Sommer Angst hatte und Naturerlebnisse nicht genießen konnte.

Mosquitos waren in meinen Augen das einzige Lebewesen, das Gott zum Töten frei gegeben hatte.

Ihrem Gesang konnte ich nicht wie dem Gesang der Vögel lauschen. Warnung vor Bedrohung, das war das markante Summen für mich und ich entwickelte mit der Zeit einen ausgeprägten Sinn, diesem Klang mit dem Bewußtsein eines Mörders zu folgen.

„Warnung vor Bedrohung“… im Jahre 2009 wachte meine Tochter durch das Summen einer Mosquito aus dem Schlaf auf und entdeckte auf diese Weise, daß in unserem Badezimmer ein Feuer ausgebrochen war… Wir konnten es noch mit einigen Bechern Wasser selbst löschen!

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Wo sind die Mosquitos in diesem Sommer? Ist ihnen zu heiß? Ich fairbrachte zwei Nächte im Freien, direkt am Wasser und bekam nur einmal Besuch… Diese Konstellation erlaubte mir einen zweiten Schritt in den Frieden und ein sehr berührendes Liebeserlebnis.

Das erste Liebeserlebnis mit einer Mosquito hatte ich einige Wochen zuvor erlebt, nach einer vedischen Feuerzeremonie mit dem Heilmantra „Om tryambakam…“: Noch in der meditativen Ruhe am Ende der Zeremonie kam sie auf mich zu und ich war in einer solch friedlichen Fair.fassung, daß mir ein Jagen oder Töten sehr fern lag. So setzte sie sich auf meine Wange und kniff hinein…

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Bild1: upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ea/Aedes_Albopictus.jpg

Es war der Wunsch nach Frieden und auch Neugierde, ob es nun stimme, daß ein Stich weniger jucke, wenn man das Tier zu Ende trinken lasse. Es war auch die Bereitschaft zu einem meditativen Erlebnis von Schmerz und Gefühlen, die vergänglich sind.

Ein Bekannter, der bei dem Ritual dabei war, staunte ebenso wie ich über die Dauer. Gute 3-4 Minuten lang (es kam mir vor wie 10 Minuten!) blieb sie auf mir, immer wieder fragte ich den Bekannten, ob sie noch da sei. Es piekste nur selten, dann jedoch intensiv. Die meiste Zeit über war gar nichts zu spüren… Als sie schließlich satt und schwer davon flog (fast taumelnd ob des Zusatzgewichts ;-)), war schon eine deutliche Schwellung auf der Wange und mein Bekannter gab mir in liebevoller Besorgnis etwas Ghee und Asche aus dem Ritual darauf. Der Stich juckte so gut wie nie und war auch bald nicht mehr zu sehen. Nun wissen wir allerdings nicht: War es die Asche, das Heilmantra oder eine Bestätigung der Tatsache, daß die Tiere einen Teil des juckenden Sekrets am Ende wieder mitnehmen?

This 2005 photograph depicts a female Aedes aegypti mosquito, which is the primary vector for the spread of Dengue fever. The virus that causes Dengue is maintained in the mosquito?s life cycle, and involves humans, to whom the virus is transmitted when bitten. The female mosquito pictured here, was shown as she was obtaining a blood meal by inserting the feeding stylet through the skin, and into a blood vessel. Blood can be seen being drawn up through the stylet, and into the mosquito?s mouth.

Bild2. entm.purdue.edu/news/images/mosquito.jpg

Fairgangenes Wochenende hatte ich die zweite Gelegenheit, meinen Mut für neue Erfahrungen in einem Geist der Liebe auf die Probe zu stellen: Nach einer Nacht im Schlafsack am Rande eines Badesees kam sie während der Morgenmeditation zu mir. Sie setzte sich auf meine Hand – so konnte ich ihr gut zusehen, wie sie ihr Bäuchlein mit dem roten Körpersaft füllte…

War ich zuvor noch etwas unrund in der Meditation gesessen… gedanklich abschweifend und unsicher, ob das, was ich tat, sinnvoll sei… brachte mich diese liebevolle Beziehung zur Mosquito in vollständige Präsens! Ich war überrascht, in mir Gefühle ähnlich derer zu erleben, wie jene, als ich meine Kinder stillte! Ein Schenken, ein Fließen lassen, eine „innere Fair.bundenheit“ und Freude daran, daß ich in mir etwas habe, das dem anderen Wesen hilft zu überleben.

Diesmal war auch klar, daß es nicht Ghee oder Asche und auch nicht die Worte des Heilmantras waren, die den Juckreiz reduzieren, denn das war alles nicht dabei. Es war Liebe dabei. Liebe also, unser All Heil Mittel… Na, wer hätte das gedacht?!

🙂

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